Donnerstag, 30. August 2012

"Smokeheads" von Doug Johnstone



Die nachfolgende Rezension habe ich für academicworld verfasst, wo ich mich recht herzlich für das Rezensionsexemplar bedanken möchte.

An dem Buch hat mich das Thema „schottischer Whisky“ gereizt und die Tatsache, dass es um ein „Männerwochende“ gehen sollte. Seit „Sex and the City“ und den popkulturellen Nachfolgern dieser Serie wurde die Männerwelt allerspätestens schonungslos darüber informiert was passiert wenn Frauen unter sich sind. Die männliche Form der exklusiven Zusammenrottung ist für uns Frauen allerdings immer noch ein größeres Mysterium als vice versa und wird wahrscheinlich im Zuge der männlichen Emanzipation gerade verstärkt thematisiert. Wie auch immer: das Buch klang für mich interessant, ich hatte mir aufgrund der Kurzbeschreibung („Ein Hangover mit Folgen – rabenschwarz und vogelwild“) wie im gleichnamigen Film eine Art Junggesellenabschied mit Single Malt und ein paar lustigen Ereignissen vorgestellt.
Weder die Aufmachung, noch der Titel oder eben die Paratexte auf dem Umschlag konnten mich auf den harten Tobak vorbereiten, der in diesem Roman tatsächlich literarisch aufgearbeitet wurde.
Eigentlich lese ich nur ungern Thriller, aber ich denke dass ich nur mit dieser Bezeichnung die literaturgenetische Einordnung von „Smokeheads“ treffe – wenn auch nicht so ganz. Die Zutaten dafür sind in diesem Fall: 4 unterschiedliche Männer um die 40 vom schottischen Festland (dem Begriff ist im Gegensatz zum Schauplatz des Buches Beachtung zu schenken), die nur ihre gemeinsame Studienzeit und die Leidenschaft für das bernsteinfarbene Getränk aus den Highlands eint – sonst sind sie charakterlich absolut divergent.
Vor allem der neureiche Roddy wird stark überzeichnet: gutaussehend, zynisch, geltungsbedürftig ohne Ende, kann sich so ziemlich alles erlauben und nimmt Worte in der Öffentlichkeit in den Mund, die andere nicht einmal denken. Sein Gegenpol ist der eher introvertierte Adam, der laut Roddy typische Losertyp, der in einem Whiskylanden arbeitet und von der eigenen Brennerei träumt.
Zusammen mit ihren zwei anderen Freunden, dem „Normalo“ Ethan und dem nachdenklichen Musiker Luke fahren Roddy und Adam für ein Wochenende auf die Insel Islay, die schottische Insel, die für ihre acht aktiven Destillerien berühmt ist, um ihrer Leidenschaft ausgiebig nachzugehen. Schon am ersten Tag ihres Männerwochendes treffen Ereignisse ein, die die Leben der vier Freunde radikal verändern (um nicht zu sagen: beenden) werden: Adam verliebt sich in Molly Gillespie, die durch die – laut Adam – beste Brennerei Islays führt und die er schon vom Whiskyfestival letztes Jahr kennt. Dass die Exekutive der Insel ausgerechnet aus Mollys gewalttätigem Exmann Joe und seinem Schlägerfreund besteht wird den Freunden bei ihrer ersten Fahrt auf der Insel schmerzlich bewusst…

Wie soll ich dieses Buch einordnen: es ist wie gesagt wahrscheinlich ein Thriller und das ohne gleichzeitig ein Krimi zu sein. Wir haben zwar viele Elemente eines Krimis (ohne zu viel zu verraten: v.a. Leiche(n) und Mörder), allerdings fehlt das Rätselelement. Die Gewalttätigkeit liegt nackt und bloß vor dem Leser, geheime Motive für die Taten oder überhaupt Geheimnisse, die der Leser aufdecken könnte, fehlen völlig. Vielleicht ist es das was mich an dem Buch so irritiert hat: das fehlende Geheimnisvolle und die sinnlose Gewalt. Man fragt sich wirklich warum jemand so etwas schreibt. Ich kann das Buch nur Lesern empfehlen die – im wahrsten Sinne des Begriffes – viel vertragen und sich nicht vor einer unbefriedigenden Leere fürchten, die am Ende der Lektüre auf sie hereinbrechen wird.

Gefallen hat mir die immer wieder durchscheinende Leidenschaft für den Whisky und die Beschreibungen, die mit den Tastings verknüpft sind. Honig, Rosinen, Pfeffer, Algen, Rauch etc. – man spürt beim Lesen auf dem Gaumen nach und überlegt ob man sich nicht auch mal ein Glas Single Malt genehmigen sollte. Alleine schon um die Eindrücke der Handlung in diesem Roman halbwegs zu betäuben. Es kommt sehr gut rüber warum man eine Leidenschaft für dieses Getränk entwickeln kann und was das Besondere ist: Whisky ist unberechenbar und jeder Whisky anders.

Sehr interessant und hilfreich sind sowohl das Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe rund um Whisky und seine Herstellung (wie z.B. „Cask Strengh“, „Mash Tun“, „Spirit Still“) erläutert werden sowie die „Whisky-Top-Ten“ des Autors Dough Johnstone, der in seiner persönlichen Bestenliste allein vier auf Islay produszierte Whiskys aufführt.

Fazit: tatsächlich ein Buch für Whiskyliebhaber (die diesen Roman allerdings nicht als Reiseführer für ihre Tour durch Islay ansehen und lieber nicht betrunken fahren sollten) sowie ein verstörendes Buch das leider keine Fragen offen lässt. Außer vielleicht: warum?

Meine Ausgabe:
Originaltitel: Smokeheads
Verlag: btb
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2012
Erstausgabe: 2011
Seiten: 288
ISBN:  978-3442744053

Dienstag, 21. August 2012

"An und für Dich" von Ella Griffin



Ich muss vorweg sagen dass ich dieses Buch sehr gern gelesen habe und das obwohl ich während des Lesens von Zahnschmerzen und den Folgen einer anschließenden Zahn-OP geplagt wurde – und das will was heißen. „An und für dich“ reiht sich ein in die Galerie von Liebesromanen irischer Autorinnen, die es fabelhaft verstehen Melancholie, Gefühl, einen sanften Humor und die Huldigung der irischen Landschaft zu einem süffigen Panorama zu verbinden, aus dem man als Leser nur allzu ungerne wieder auftaucht. Ich denke da an Autorinnen wie Cecilia Ahern, Marian Keyes und Maeve Binchy mit denen sich der Stil von Ella Griffins vergleichen lässt.

Es geht in diesem Roman um vier „Mittdreißiger“ in Dublin und ihr Leben: die Hauptperson Saffy und ihren Freund Greg sowie deren Freunde Connor und Jess. Saffy, die eigentlich den selbst für manche Iren unaussprechlichen gälisch-mythologischen Namen Sadbh trägt, arbeitet in einer Werbeagentur. Im Job hat sie vor 6 Jahren den attraktiven Greg kennengelernt, der mittlerweile eine kleine Berühmtheit und Darsteller in einer populären irischen Soap ist. Dass Greg ziemlich oberflächlich ist wird dem Leser sehr schnell klar, denn statt sich mit Saffy zu verloben zieht es ihn auf neuen Karrierewegen nach Amerika. Saffys Gedanken und Gefühle auch nur annähernd zu verstehen – dafür ist er nicht der richtige Mann und man fragt sich, warum sie so lang zusammen geblieben sind.
Die Beschreibung Gregs hat mich manchmal an den ebenfalls irischen „Märchenprinz“ von Marian Keyes erinnert: außen hui, innen, naja, grenzwertig. Dennoch: irgendwie hat er einen halbwegs guten Kern und eine manchmal geradezu liebenswerte Naivität an sich. Das ist wohl auch der Grund warum sein langjähriger Freund Connor, der so ganz anders ist, immer noch mit ihm befreundet ist. Die Freundschaft wird durch verschiedene Ereignisse im Lauf des Buches auf mehrere harte Proben gestellt. Connor hat neben denen von Greg auch noch eigene Probleme: die achtjährige Beziehung zu seiner Freundin Jess, die wiederum Saffys beste Freundin ist, ist nicht mehr so innig wie sie mal war seit er angefangen hat einen Roman zu schreiben. An der Schule, an der er unterrichtet läuft es suboptimal und der Hamster seiner Kinder hat nichts als ein paar mit Marmelade verklebte Haare an einem Briefumschlag hinterlassen. Connor und Jess‘ achtjährige Zwillinge Luke und Lizzie sowie der Hamster Brendan sind liebenswerte Nebenfiguren, die der Handlung eine familiäre Realität verleihen. Aber zurück zu Saffy. Sie ist das uneheliche Kind ihrer Mutter Jill mit einem verheirateten Mann, der sie beide verlassen hat als sie zwei war, um zurück zu seiner Frau zu gehen. An dieser Tatsache hat Saffy noch heute zu knabbern und sie zieht sich leitmotivisch durch den Roman: was verheimlicht ihre Mutter? Wie ist es um ihre eigenen Beziehungen zu Männern bestellt oder ist sie gar Beziehungsunfähig? Sind eigene Kinder vielleicht doch gar nicht so eine schlimme Vorstellung? Und wo kriegt man so schnell einen Engel her, wenn man mal einen für eine Werbekampagne – oder evtl. für sein Leben – braucht?

An dem Buch mochte ich so vieles. Die Karikatur der sich selbst viel zu ernst nehmenden und selbstbeweihräuchernden Werbebranche und die Postersprüche an Ants Tür haben mir den ein oder anderen Lacher hervorgelockt. Auch das Themen „zerbrochene Familie“ und „alleinerziehend“ werden einfühlsam angefasst, man hat nie das Gefühl dass etwas aufgebauscht oder übertrieben wird. Die Geschichte an sich, die abwechslungsreiche Erzählweise mit unterschiedlichen Perspektiven und der entspannte Erzählstil haben mich gefesselt. Und schließlich die irische Herzlichkeit, die aus jedem Wort zu tropfen scheint, das war schon toll. Ich kann das Buch also allen empfehlen die eine gute Prise von der Tragikomik des Lebens zu schätzen wissen – und ein Ende, das vielleicht nicht perfekt, aber lebensecht und für den Leser befriedigend ist.
Natürlich ist der Roman literarisch nicht sehr anspruchsvoll und manche Figuren (Greg, leider auch Saffy) sind etwas eindimensional gezeichnet, also bekommt es auch keine fünf Sterne. Aber für Unterhaltungsfaktor, den Schmökerkoeffizienten und das „Ich-will-nicht-dass-es-endet“-Gefühl gibt es satte 4. Außerdem hat es mich hervorragend von meinem Zahnweh abgelenkt, also eine 4 plus!

Vielen Dank vorablesen für das Leseexemplar eines Buches, das ich ohne euch wahrscheinlich nicht gelesen hätte!
 
Meine Ausgabe:
Originaltitel: Postcards from the Heart
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2012
Erstausgabe: 2011
Seiten: 476
ISBN:  978-3462044164

Montag, 13. August 2012

"Too Bad to be God" von Kristina Lohfeldt


Die nachfolgende Rezension habe ich für „Wir Lesen“ verfasst, wo ich mich auch recht herzlich für das Rezensionsexemplar bedanken möchte.

Klappentext:

„Götter sind auch nur Menschen. Und deshalb müssen sie sich in unserer schnelllebigen Zeit weiterbilden, um den Anschluss an ihre Gläubigen nicht zu verpassen. Dass ausgerechnet ein so beschaulicher, die Außenwelt hartnäckig ignorierender Ort wie Dingenskirchen eine GHS (Gotthochschule) aufbaut, ist nicht nur dem Marketing-Talent von Ligiosa Mantisre geschuldet. Auch die religiöse Affinität des Ortsnamens mag dafür ein Grund sein. Das Klassenziel aber heißt: Möge der Kampf um die Gläubigen beginnen! Einfach göttlich, wie in zehn GHS-„Kursen“ liebenswert-skurrile Götter und andere höhere Entitäten die Schulbank drücken. In ihrer Kurzgeschichten-Sammlung verbindet Kristina Lohfeldt humoristische Fantasy mit dem ganz alltäglichen Wahnsinn des Aufeinandertreffens von Mensch und Mythos.“

Dieses Buch ist außergewöhnlich und doch reiht es sich ein in die Tradition der verrückten, lustigen, satirischen und metatextuellen „funny Fantasy“ von Terry Pratchett und Jasper Fforde (vielleicht merkt man auch dein bisschen den Einfluss von Walter Moers). Beim Lesen des Buches spürt man, dass es mit viel Schreibfreude entstanden ist. Die Autorin liebt Wortspielereien, Abschweifungen und Assoziationsketten, sie spielt mit Wissen und kulturellen Referenzen, das sieht man schon an ihrer Vorliebe für Fußnoten, vor denen in diesem Buch am Anfang gewarnt wird.

Worum geht es? Die Antwort ist so einfach wie schwierig: es geht eigentlich um alles, das Universum, die Götter, die Menschen und den ganzen Rest. Mehr ist hier mehr. Die meisten Religionen, Mythologien und Glaubensrichtungen (insofern ich das beurteilen kann) kommen durch Vertreter zu Wort und jeder hat natürlich die Wahrheit gepachtet. Das führt zu philosophischen Disputen und humorvollen Situationen unter den „Schülern“ der GHS. So gibt es auch keine „Handlung“ im konservativen Sinne sondern viele Episoden, die unter der Schirmherrschaft von 10 Unterthemen (Lektionen) zusammengefasst wurden. Da müssen sich dann zum Beispiel Göttinnen mit der Emanzipation und gängigen Frauenbildern auseinandersetzen oder als göttliche Regisseure dem Leben mehr Dramatik nach Vorbild des Theaters verschaffen. Natürlich haben die Götter auch mal „Wandertag“ und machen Ausflüge, die unter dem Etikett Studienreise stehen und allerlei skurrile Situationen hervorrufen. Auch tierische Vertreter aus Mythos und Religionsgeschichte kommen als „Tiergötter“ zu ihrer Lektion und „Herr Pille“, der als Mistkäfer hofft ein Dasein als heiliger Skarabäus zu erreichen, führt als roter Faden durch die Handlung.

Ich muss sagen ich bin schon ein wenig durcheinandergekommen: wer spricht jetzt hier, von welcher mythologischen Figur, von welcher Religion ist jetzt die Rede? Gut dass ich mein „Lexikon antiker Mythen und Gestalten“ beim Lesen griffbereit hatte, auch ein Religionskompendium hätte sicher nicht geschadet. Aber auch wenn man nicht alles versteht: es wird ja fast alles erklärt und in einen (höheren) Zusammenhang gebracht, schließlich geht es ja hier darum das bunte Treiben ähm also ich meine den Unterricht an einer Gotteshochschule zu illustrieren: alles pädagogisch wertvoll – für Götter und Leser gleichermaßen.

Die Autorin stellt schon ganz am Anfang klar dass hier nicht moralisiert oder die eine Religion gegen die andere ausgespielt werden soll. Auch über Gläubige wird sich nicht lustig gemacht – im Gegenteil! Die allgemeine Botschaft, wenn denn eine solche unter all der Kakophonie der sakrosankt-allmächtigen Stimmen überhaupt herauszuhören ist: ein bisschen mehr Toleranz bitte und: Menschlichkeit – im Guten Sinne des Wortes (dass Menschen nicht immer menschlich sind kommt durchaus im Buch zum Tragen). Zu guter Letzt: Humor, der einschließt sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Ein bisschen mehr von diesen drei Tugenden täte uns allen gut, ob wir jetzt Gott oder Mensch sind.

Fazit: Derjenige der intertextuelle und metakulturelle Querverweise liebt wird dieses Buch lieben. Es ist ein Sammelsurium an mythologisch-religiösen Referenzen mit dem Zweck beim Leser die Lachmuskeln und das Gehirn in Einklang zu bringen. Und über allem steht natürlich die Frage: „Und was glauben Sie, meine Damen und Herren?“ (S. 292)

Meine Ausgabe:
 
Erscheinungsjahr: 2012
Seiten: 369
ISBN:  3940928097

Montag, 6. August 2012

"Die Gauklerin von Kaltenberg" von Julia Freidank



Vor kurzem war ich beim Kaltenberger Ritterturnier, was wieder mal ein besonderes Erlebnis war! Anstatt mir als Souvenir aber den leckeren Met oder ein neues Accessoire für meine Gewandung zu gönnen habe ich natürlich wieder mal ein Buch gekauft: „Die Gauklerin von Kaltenberg“. Da es auch noch ein signiertes Exemplar war habe ich nicht lange überlegt, außerdem hatte ich das Buch ohnehin auf der Wunschliste.
Zum Inhalt: Oberbayern um 1315. Die junge Magd Anna lebt im bayerischen Kaltenberg und gleich zu Anfang stellt sich heraus, dass sie ein Verhältnis mit dem Sohn von Hermann von Rohrbach hat, der Herr über Kaltenberg ist. Weil sie Hermann ein Dorn im Auge ist wird sie der Hexerei bezichtigt – eine Anklage, aus der sie sich nur schwer befreien kann. Sie flieht aus ihrem Heimatort und schließt sich einer Truppe von Gauklern an. Ihr Ziel: sie will ihre Unschuld beweisen.
Die „Gauklerin von Kaltenberg“ ist ein reichhaltiger historischer Roman, der von der Handlung manchmal allzu sehr an eine Daily Soap erinnert – nur freilich im Mittelalter spielend. Vom historischen Informationswert her hat er genug zu bieten um auch eingefleischte Mittelalterfreaks zu überzeugen: wir erfahren viel über das frühe 14. Jahrhundert in Bayern, seine herrschaftlichen sowie klerikalen Konflikte und über die Lebensart von einfachen Handwerkern, Gauklern, Bauern etc. pp. Bezüglich des „Infotainment“ habe ich also wenig auszusetzen, auch ganz allgemein gesehen ist der Unterhaltungsfaktor des Romans groß. Allerdings fehlt der oft reißerischen Handlung manchmal tatsächlich ein Schuss Anspruch…
Das „Soap-hafte“ an dem Roman ist zum einen sein Tempo: bereits wenige Seiten reingelesen und schon ein Massaker mit Toten und Verletzten – ich weiß gar nicht ob ich schon ein Buch gelesen habe in dem so schnell eine derart dramatische Wendung in der Handlung passiert. Auch der Rest des Buches strotzt nur so vor gewalttätigen Szenen. Auch an der Geschichte der Protagonistin, der Kaltenberger Magd und Schmiedstochter Anna und ihrer Dreieckslovestory mit zwei Männern lassen sich einige Züge finden die Rosamunde Pilchers (ich schaue und lese es nur wegen der Landschaft ;)) Plotkonstruktionen (einer der Männer ist böse, einer ist gut, nur welcher ist bloß welcher?!) durchaus das Wasser reichen können. Da wäre zum Bespiel die platte Körperlichkeit, auf die im Buch stets verwiesen wird: Annas „Cotte“ – und die ihrer männlichen Gegenparts – ist gerne klitschnass und sie ist ziemlich sexy, ohne sich natürlich darüber allzu bewusst zu sein und dann ihr feuerrotes Hexenhaar-hach, sinnlich und ja, ein kleines bisschen Klischeehaft! Die beiden um Kaltenberg und Anna konkurrierenden Männer Ulrich von Rohrbach (der Juniorchef von Kaltenberg) und der reichsfreie Ritter Raoul aus dem Alten Land sind beide ziemlich männlich (Annas Tagträume über die erotischen Begegnungen sind nicht gerade selten) und tja, der „Böse“ hat natürlich auch seine Reize, obwohl sie den mit der nicht ganz so sympathischen und Intrigen spinnenden (Soapalarm!) Jutha verheirateten Ulrich doch so von Herzen liebt.
Ich muss sagen ich hätte mir einige emanzipiertere Züge bei Anna sehr gewünscht, auch wenn das nicht in die Zeit gepasst und reichlich anachronistisch angemutet hätte. Trotzdem, mein Frauenherz hätte es irgendwie mehr befriedigt wenn sie ab und zu mal nicht ins Verderben gerannt wäre und einmal mehr einem erotischen Tagtraum (nach dem Motto: hach, wenn ich dann erst wieder auf der Burg bei Ulrich, dem knisternden Feuer und dem Bärenfell bin) weniger nachgehangen wäre. Das Ende ist dann auch dementsprechend Hollywoodreif.
Fazit: dieser historische Roman ist sehr unterhaltsam, aber dennoch nur eingeschränkt empfehlenswert. Vielleicht sollte sich die Autorin mal überlegen Drehbücher zu schreiben…